1945 bis 1971

1945 endete der Zweite Weltkrieg mit der bedingungslosen Kapitulation des Deutschen Reiches. Deutschland wurde besetzt. Die Militärregierungen im Westen sorgen in der Folge wieder für demokratische Strukturen.

Als am 28. März 1945 die US-amerikanischen Streitkräfte in Allendorf/ Lahn einzogen, machten sie den Sozialdemokraten Otto Volk II. zum Bürgermeister. Die Amerikaner bestimmten außerdem einen fünfköpfigen Gemeinderat - darunter die drei SPD-Mitglieder Heinrich Binz V., Karl Flohr und Ludwig Wagner V.) - und den Sozialdemokraten Friedrich Lich zum Beigeordneten. Bürgermeister Otto Volk II. und seine Mitarbeiterin Marie Heußner, geb. Flohr, bauten die Allendorfer Gemeindeverwaltung auf der Basis demokratischer Grundsätze neu auf.

Der SPD-Ortsverein Allendorf/Lahn wurde im November 1945 durch Heinrich Binz V., Ludwig Wagner V., Philipp Wallhäuser, Otto Volk II. und Karl Flohr wieder gegründet. Heinrich Binz V. führte den Ortsverein bis 1956.

Bei der ersten freien Gemeinderatswahl am 20. Januar 1946 kandidierte lediglich eine SPD-Einheitsliste, auf der auch konservative Bürger wie Friedrich Binz und Karl Gärth

aufgestellt waren. In 36 Gemeinden des Landkreises Gießen kandidierten zu dieser Zeit solche Einheitslisten, denn durch die 15 %-Klausel war für kleinere Parteien der Einzug ins Gemeindeparlament erheblich erschwert worden.

Otto Volk II. wurde am 23. März 1946 - wie immer in seiner fast 24-jährigen Amtszeit - von der Gemeindevertretung einstimmig zum ehrenamtlichen Bürgermeister der Gemeinde Allendorf/Lahn gewählt.
 

Am 1. Dezember 1946 wurde das Bundesland Hessen (zunächst als „Großhessen“) gegründet.

Am 23. Mai 1949 entstand aus den westdeutschen Ländern die Bundesrepublik Deutschland.
 

Von 1948 bis 1956 gab es in Allendorf/Lahn eine kommunalparlamentarische Mehrheit für die „Demokratische Wählergruppe" (aus der 1972 die CDU und 1976 die FDP hervorgingen); dennoch stellte die SPD den Vorsitzenden der Gemeindevertretung, Karl Flohr (1952 zeitweise wurde optionsweise das Modell der "Unechten Magistratsverfassung" der neuen Hessischen Gemeindeordnung angewandt) und den ehrenamtlichen Bürgermeister, Otto Volk II.

Auf der Liste der SPD zu den Wahlen der Gemeindevertretung befanden sich in dieser Zeit, aber auch später, so genannte Hospitanten (Sympathisanten ohne Mitgliedschaft).

Ab 1956 war die Liste der „Heimatvertriebenen und Kriegssachgeschädigten" in der Allendorfer Gemeindevertretung, die mit der SPD-Fraktion koalierte (im Hessischen Landtag gab es zu dieser Zeit ebenfalls eine Koalition aus SPD und GB/BHE).

 

 

 

 

 

1956 löste Rudolf Binz seinen Vater Heinrich Binz als Ortvereinsvorsitzenden ab.

Bei den Kommunalwahlen von 1960 erreichte die SPD in Allendorf das Traumergebnis von 65,6 %. Dieses Ergebnis wurde erst bei den Ortsbeiratswahlen 1989 mit 62,1 % annähernd wieder erreicht.

Seither entwickelte sich Allendorf/Lahn zur SPD-Hochburg und lag stets beim SPD-Ergebnis 5 bis 10 Prozentpunkte über dem Kreis- oder dem Stadtdurchschnitt.

1962 war erstmals mit Rudolf Binz ein Vertreter aus Allendorf/Lahn im Kreistag von Gießen.

Rudolf  Binz wurde 1964 Vorsitzender der Gemeindevertretung und im Januar 1969 erster hauptamtlicher Bürgermeister von Allendorf/Lahn. Dieses Amt hatte er bis zur Eingemeindung nach Gießen inne. Der ehrenamtliche Bürgermeister Otto Volk II. schied im Dezember 1968  aus dem Amt und erhielt die Ehrenbezeichnung „Altbürgermeister“.

Um das Amt des Bürgermeisters neutraler ausüben zu können, übergab Rudolf Binz im April 1969 den Ortsvereinsvorsitz an Helmut Bellof, der seit November 1968 auch Vorsitzender der Gemeindevertretung war.

Seit 1968 befand sich erstmals in der Geschichte Allendorfs eine Frau, die Sozialdemokratin Marie Heußner, als Beigeordnete in den Gemeindegremien.

Ab Ende der 1960-er Jahre wurde in den Mitgliederversammlungen des Ortsvereines und auch in den Gemeindegremien über die bevorstehende Gründung einer Großstadt im mittleren Lahntal, die spätere „Stadt Lahn", diskutiert.

So setzte sich die SPD im Ort für den Anschluss der Gemeinde Allendorf/Lahn an die Universitätsstadt Gießen am 1. Oktober 1971, aber auch später für die Schaffung der Stadt Lahn am 1. Januar 1977 ein.