Flyer-Aktion der "Initiative Allendorf" spaltet das Dorf! Hier ist eine weitere Stellungnahme der Ortsbeiratsfraktionen von SPD, FW und Bündnis 90/Die Grünen zu dieser Flyeraktion

Fraktionen von SPD, Freien Wählern und Bündnis 90/Die Grünen im Ortsbeirat von Gießen-Allendorf/Lahn

 

Erklärung zu den derzeit kursierenden Flyern der „Initiative Allendorf“: Unterschriftenaktion und Flyer der „Initiative Allendorf“ spalten unser Dorf!

Während der laufenden Unterschriftenaktion der „Initiative Allendorf“, die sich gegen das „Quartierbezogene Wohnprojekt in Allendorf/Lahn ohne Barrieren“ wehrt, hatten die Ortsbeiratsfraktionen von SPD, Freien Wählern und Bündnis 90/Die Grünen bereits eine Stellungnahme abgegeben, weil da die angegebenen Gründe schlichtweg falsch oder übertrieben dargestellt waren. Nun ist aber darüber hinaus flächendeckend ein Flyer im Ort verteilt worden, der die falschen Gründe noch vertieft und angeblich pseudowissenschaftlich belegen sollen.

Aus diesem Gründen melden sich die Ortsbeiratsfraktionen von SPD, Freien Wählern und Bündnisgrünen neuerlich zu Wort.

Zum einen wird behauptet, der Projektzweck habe sich geändert, nämlich weg vom Seniorenwohnen zum „rein kommerziellen Wohnungsbau ohne Senioren“. Das ist falsch, denn nach der Podiumsdiskussion im Herbst 2016 war klar, dass ein „betreutes Wohnen“ nicht zustande kommen wird. Deshalb wurde in den folgenden Ortsbeiratsbeschlüssen und auch in der Fragebogenaktion der SPD nur noch von dem Zweck „barrierefreies Wohnen“ in erster Linie für den Personenkreis „Seniorinnen und Senioren aus Allendorf/Lahn“ gesprochen. Erst in der vorletzten Ortsbeiratssitzung hat man einer Anregung entsprochen, das Projekt jetzt „Quartierbezogenes Wohnen in Allendorf/Lahn ohne Barrieren“ umzubenennen, weil es auch gebehinderte Nichtsenioren gibt und auch Menschen im mittleren Alter, die sich eine Bleibe bis zum Ende ihres Lebens in Barrierefreiheit suchen.

Das Argument des Hochwasserschutzes wird ebenfalls bei dieser Aktion überstrapaziert. Pseudowissenschaftlich werden hier die Flutgräben und der Brückendurchlass herangezogen und völlig ignoriert, dass Retentionsmaßnahmen vom Bauherrn auf dem Grundstück angekündigt wurden. Dies wird aber alles im Rahmen des Baugenehmigungsverfahrens gemeinsam mit der Unteren Wasserbehörde geprüft. Es ist auffällig, dass einzelne Initiatoren dieser Aktion genau in diesem Gebiet gebaut oder ihr Haus an- oder ausgebaut haben, das auch erst vor wenigen Jahren und teilweise in einer Zeit vor dem Bau des Hochwasserdamms. Dann hätten ja eigentlich genau die angeführten Argumente auch für sie selbst gelten müssen, oder?

Nach wie vor wird behauptet, Spielplatz und Bolzplatz fielen weg und die Verkehrssituation – gerade in den Schulweg-Straßen Im Kleefeld und Teilgärtenweg – würde sich verschärfen. Auch das ist falsch, weil die Erschließung einzig über die Straße Aubach erfolgen wird, wo sich dann wahrscheinlich auch der Verkehr tatsächlich verstärken wird. Über den Ortsbeirat werden wir aber initiieren, dass neben der Straße Krautgärten auch die Verlängerung der Straße Im Kleefeld mit einem Poller gesperrt wird. Der Spielplatz und der Bolzplatz werden von der Straße Krautgärten weg in eine ruhigere Lage in unmittelbarer Nähe verlegt. Sie bleiben damit erhalten!

Allendorf/Lahn liegt im Grünen und hat sehr viele Grünflächen im Ort. Das wurde beim Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ in den Jahren 2008 und 2009 so festgestellt und das bleibt auch weiter so. Dass hier – wie behauptet - „die letzte grüne Lunge Allendorfs“ wegefallen soll, ist maßlos übertrieben.

Die Befürchtung, Kindergarten und Grundschule würden die Kapazitätsgründen durch dieses Wohnprojekt sprengen, ist an den Haaren herbeigezogen, denn vor einigen Jahren musste man bangen, dass angesichts der geringen Schülerzahlen der Schulstandort erhalten bleibt; außerdem kann man – auch vorübergehend mit guten Pavillons – für weiteren Schulraum sorgen.

Schließlich wird Ortsvorsteher Thomas Euler angegriffen, weil er im Ortsbeirat am 14. August sagte, dass das Allgemeinwohl über Einzelinteressen stehe. Die Initiative sieht hier das Allgemeinwohl allerdings bei sich. Tatsächlich aber das Ansinnen des Ortsbeirates, barrierefreien Wohnraum in Allendorf/Lahn zu schaffen, den es dort zurzeit überhaupt nicht gibt. Seniorinnen und Senioren, die diesen wünschten, müssten in Gießens Kernstadt oder noch weiter weg ziehen zu meist höheren Preisen. Sie würden entwurzelt, weil sie dann nicht mehr in der Nähe in ihrer Freunde und Bekannten wohnen und sie könnten Vereinsvereinsveranstaltungen nur noch erschwert besuchen. Deshalb solle eine quartierbezogene Lösung hierfür vor Ort gesucht werden. Das ist das Allgemeinwohl.

Die Einzelinteressen aber, zum Beispiel, dass man um mehr Verkehr in der Straße Aubach fürchtet oder dass man sich nicht den freien Blick verbauen lassen möchte, werden nur nachrangig dargestellt. Ehrlicher wäre es, diese vordergründig zu benennen und keine Scheinargumente vorzuschieben. Für diese Argumente könnte man ja sogar noch Verständnis haben, nicht aber für das Verbreiten von Unwahrheiten, teilweise wider besseres Wissen.

Man arbeitet hier – wie zurzeit in der „großen Politik“ scheinbar modern – mit Fake-News, mit dem Schüren von Angst und mit dem Ausgucken von Schuldigen. Das und die mit der Unterschriftenaktion verbreiteten verbalen Unterstellungen gegenüber handelnden Personen wie Bürgermeisterin Weigel-Greilich und Ortsvorsteher Euler sind nicht hinzunehmen.

Statt miteinander zu reden redet man übereinander. Statt sich in der Ortsbeiratssitzung zu informieren und in die gemeinsame Diskussion zu treten, bleibt man dort fern, sammelt stattdessen Unterschriften und verbreitet Flyer mit „alternativen Fakten“.

Das Dorf wird dadurch gespalten und Freundschaften zerbrechen. Über Facebook entstehen neben sachlichen Diskussionen auch Hassbotschaften und unterirdische Kommentare. Das ist nicht das Allendorf, das wir weiter haben möchten!

Sozialdemokraten, Freie Wähler und Bündnisgrüne im Ortsbeirat appellieren, nicht zu unterschreiben oder – falls die Unterschrift vor dem Hintergrund falscher Fakten geleistet wurden – diese zurückzuziehen.

Gießen, den 3. September 2018

Tobias Blöcher                                  Gerd Euler                                                         Volker Arnold
Fraktionsvorsitzender                   stv Ortsvorsteher                                           Fraktionsvorsitzender
SPD-Fraktion                                     stv. Fraktionsvors. FW                                   Bündnis 90/Die Grünen